Hörbehinderung: Hörgeräte

Inhalts­ver­zeichnis:

Die folgenden Inhalte spiegeln lediglich persön­liche Erfah­rungen und Meinungen wieder. Es handelt sich hierbei ausdrücklich um keine medizi­nische oder fachliche Beratung.

Unter anderem bietet der Deutsche Schwer­hö­ri­genbund (DSB) Landes­verband Baden-Württemberg e.V. im Rahmen der EUTB (früher HörBIZ) eine indivi­duelle fachliche Beratung zu Hilfs­mitteln.

Einführung

Falls der Verdacht einer Hörmin­derung besteht, sollte zeitnah ein HNO-Arzt aufge­sucht werden. Sollte sich dieser Verdacht bei einem Hörtest bestä­tigen, folgt eine genaue Diagnostik durch den HNO-Arzt um den Grund der Hörmin­derung zu ermitteln.

Die häufigste Form der Schwer­hö­rigkeit ist die sog. Innen­ohr­schwer­hö­rigkeit (ca. 90%). Der Schall gelangt hier ohne Behin­derung durch den Gehörgang (Teil des Außenohrs) über das Trommelfell und die Gehör­knö­chelchen (Teil des Mittelohrs) zur Hörschnecke (Teil des Innenohrs). Meistens liegt die Ursache einer Innen­ohr­schwer­hö­rigkeit in einer Beein­träch­tigung der Haarsin­nes­zellen in der Hörschnecke, der sog. Cochlea. Mögliche Gründe sind neben verschie­denen Erkran­kungen auch eine „Abnutzung“ durch Lärm. Je mehr Lärm wir in unserem Alltag ausge­setzt sind desto früher kommt es zu einer merklichen „Abnutzung“ der Haarsin­nes­zellen. Da diese Art der Hörmin­derung meistens erst im fortge­schrit­tenen Alter auftritt, wird sie auch als Alters­schwer­hö­rigkeit bezeichnet. 

Bei der Alters­schwer­hö­rigkeit sind die vor allem die hohen Töne von einer Hörmin­derung betroffen. Da nicht alle Tonlagen (Frequenzen) gleich betroffen sind, macht es folglich auch keinen Sinn die Lautstärke insgesamt zu erhöhen (wie es z.B. gerne mit dem Fernseher gemacht wird). Ein Hörgerät im Gegensatz hierzu verstärkt verschiedene Tonhöhen (Frequenzen) unter­schiedlich. Hierdurch ergibt sich ein deutlich besseres Sprach­ver­stehen als bei einem einfachen Erhöhen der Gesamtlautstärke. 

Frühzeitige Hörge­rä­te­ver­sorgung

Grund­sätzlich sollte Eitelkeit kein Grund dafür sein, dass man die Nutzung von Hörge­räten lange aufschiebt. Wer meint, dass er/sie mit Hörge­räten alt wirkt, sollte sich fragen, wie es wirkt, wenn man Gesprächen nicht mehr folgen kann. Wenn man bereits Gesagtes wiederholt oder unpas­sende Antworten gibt, wirkt dies mit Sicherheit älter, als wenn man Hörgeräte trägt. 

Typische Strategien zur Vertu­schung der Schwerhörigkeit
  • Möglichst viel reden und andere nicht zu Wort kommen lassen um den Gesprächs­verlauf und somit die Gesprächs­themen zu bestimmen.
  • Wenn etwas nicht verstanden wurde, einfach die Emotionen des Gesprächs­partners imitieren; z.B. lachen , wenn er lacht. 
  • Bei nicht verstan­denen Fragen einfach irgendeine Antwort geben, von der man glaubt, dass sie passen könnte.
  • Unver­bind­liche Floskeln wie „Das ist aber inter­essant.“ ins Gespräch einstreuen um vorzu­täu­schen, dass man dem Gespräch folgen könnte.
  • Sich am Gespräch nicht beteiligen.

Zudem gibt es mittler­weile auch sehr kleine Hörgeräte, die kaum auffallen. So liegen die sog. CIC-Hörgeräte (CIC = Completely In Canal) und die IIC-Hörgeräte (IIC = Invisible In Canal) vollständig im Gehörgang und sind von außen kaum sichtbar. Details hierzu im Unter­ka­pitel Hörge­rä­te­bau­formen.

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Produktpalette Interton Ready
Zwei Hörgeräte Silk von Signia im Vergleich zur Größe einer Pistazie
Hörgerät Silk von Signia im Ohr
Zwei Hörgeräte Styletto X von Signia
Hörgerät Styletto X von Signia im Ohr
Obere Reihe: CIC-Hörgerät, ITC-Hörgerät, ITE-Hörgerät; untere Reihe: RIC-Hörgerät, Hörgerät mit Schall­schlauch (Quelle: GN Hearing, Modell Interton Ready)
CIC-Hörgerät (Quelle: Signia, Modell: Silk Nx)
CIC-Hörgerät (Quelle: Signia, Modell: Silk Nx)
RIC-Hörgerät (Quelle: Signia, Modell: Styletto X)
RIC-Hörgerät (Quelle: Signia, Modell: Styletto X)
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Gutes Hören bedeutet unter anderem auch Teilhabe an der Gesell­schaft. So haben Schwer­hörige oft Probleme einzelnen Gesprächen in lauter Umgebung zu folgen. Grund­sätzlich kann das Gehirn das schlechte Sprach­ver­stehen zwar zu einem gewissen Teil ausgleichen, aller­dings erfordert dies deutlich mehr Konzen­tration und man ist letzt­endlich schneller erschöpft. Gleich­zeitig kann das schlechte Sprach­ver­stehen auf Dauer auch frustrierend wirken. Vermeidung von gesel­ligen Runden und Verein­samung können die Folge sein.
Auch Musik wird bei einer Schwer­hö­rigkeit nicht mehr „korrekt“ wahrge­nommen. So klingen die Lieblings­lieder von einst häufig nicht mehr so rund wie früher. Durch eine Versorgung mit Hörge­räten kann sowohl das Sprach­ver­stehen wie auch der Klang von Musik deutlich verbessert werden.

Dabei ist eine frühzeitig Versorgung mit Hörge­räten wichtig:

  • Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an das bei einer Schwer­hö­rigkeit verän­derte Klangbild. Es verlernt sozusagen den natür­lichen Klang. Je länger dieses verän­derte Klangbild „gelernt“ wird desto länger dauert es bis sich das Gehirn wieder an den natür­lichen Klang gewöhnt.
  • Mit fortge­schrit­tenem Alter fällt es dem Gehirn meist schwerer sich an Verän­de­rungen anzupassen. Dies gilt auch für akustische Verän­de­rungen. So ist die Einge­wöh­nungszeit von Hörge­räten bei älteren Menschen meist länger als bei jüngeren.

Hörge­rä­tekauf

Vor der erstma­ligen Hörge­rä­te­ver­sorgung sollte immer der Gang zum HNO-Arzt stehen. Der HNO-Arzt bestimmt zunächst mittels eines Hör- und eines Sprach­hör­tests das Ausmaß und die Ursache der Schwer­hö­rigkeit. Zeigt sich in der Unter­su­chung, dass die Schwer­hö­rigkeit mit Hörge­räten behandelt werden kann, wird der HNO-Arzt eine sog. Hörge­rä­te­ver­ordnung ausstellen. Die Hörge­rä­te­ver­ordnung ist die Voraus­setzung für eine Bezuschussung der Geräte durch die Krankenkasse. 

Da es sich bei Hörge­räten um Medizin­pro­dukte handelt, dürfen in Deutschland nur entspre­chend ausge­bildete Hörakus­tiker diese anpassen. Der klassische Weg der Versorgung über einen selbst gewählten ortsan­säs­sigen Akustiker wird in den folgenden Kapiteln Erstbe­ratung und Probe­tragen und Hörge­rä­tekauf beschrieben.

Erstbe­ratung

In der Erstbe­ratung wird der Akustiker zunächst verschiedene Sprach- und Hörtests machen. Die hierbei ermit­telten Daten dienen später zur Einstellung der Hörgeräte. Darüber hinaus sollte er den Verlauf und die Größe der Gehör­gänge begut­achten. Dies ist besonders wichtig um zu prüfen, ob „In-dem-Ohr“-Hörgeräte (IdO) in Frage kommen. Zudem sollte er sich ein genaues Bild darüber machen, welche Hörsi­tua­tionen und Zusatz­funk­tionen (wie z.B. Bluetooth) dem Kunden wichtig sind. 

Auf Basis dieser Daten wird der Akustiker dann verschiedene Versor­gungs­mög­lich­keiten vorschlagen und deren genauen Vor- und Nachteile erläutern. Sollte der Kunde mit der Beratung zufrieden sein, kann er sich direkt für ein Probe­tragen der Wunsch­geräte entscheiden.

Schirmchen oder Otoplastik

Bei leichter bis mittel­gra­diger Hörmin­derung werden für Hörgeräte meist Standard­ohr­pass­stücke, sog. Schirmchen oder „Domes“,  verwendet. Für das Probe­tragen von „Hinter-dem-Ohr“-Hörgeräte sollte bei mittel- bis schwerg­ra­diger Hörmin­derung indivi­duell gefer­tigte Ohrpass­stücke, sog. Otoplas­tiken, verwendet werden. Aber auch bei leichter Hörmin­derung können solche Otoplas­tiken Vorteile, wie einen besseren Sitz der Hörgeräte, bieten. Der Akustiker sollte hier indivi­duell beraten, ob eine Lösung mit Schirmchen oder mit Otoplastik für den jewei­ligen Kunden besser geeignet ist. 

Abdruck des Gehörgangs

Für die Anfer­tigung der Otoplas­tiken muss der Akustiker zunächst einen Abdruck beider Gehör­gänge nehmen. Auch bei der Entscheidung für „In-dem-Ohr“-Hörgeräte muss ein Abdruck der Gehör­gänge gemacht werden, da diese Geräte indivi­duell an den Gehörgang angepasst werden (die Otoplastik ist hier Teil des Gehäuses). Die Anpassung und Erprobung kann in diesen Fällen erst nach der Anfer­tigung der Otoplas­tiken bzw. der IdO-Hörgeräte bei einem zweiten Termin erfolgen.

Probe­tragen und Hörgerätekauf

Bei Verwendung von Otoplas­tiken oder bei IdO-Hörge­räten sollte der Akustiker zunächst den optimalen, druck­freien Sitz der Otoplas­tiken bzw. der IdO-Geräte überprüfen. Auf Basis der in der Erstbe­ratung durch­ge­führten Hör- und Sprach­tests werden die Hörgeräte dann an die jeweilige Hörmin­derung angepasst. Anschließend sollten die Hörgeräte über ca. zwei Wochen ausgiebig getestet werden. Dabei ist es sinnvoll ein sog. Hörta­gebuch zu führen. Im Hörta­gebuch werden die persön­lichen Erfah­rungen mit den Hörge­räten in verschie­denen Alltags­hör­si­tua­tionen notiert. Das Hörta­gebuch dient beim nächsten Akusti­ker­termin als Diskus­si­ons­basis bei der Beurteilung der Hörgeräte. 

Sollte man mit den ersten Hörge­räten nicht zufrieden gewesen sein, sollte man wieder für ca. zwei Wochen ein zweites Paar Hörgeräte Probe tragen. Auch hier sollte man seine Erfah­rungen im Hörta­gebuch notieren um die Geräte besser unter­ein­ander vergleichen zu können. Sollten auch diese zweiten Geräte nicht überzeugen, kann man weitere Geräte testen. Aller­dings sollte man sich generell bewusst sein, dass es sich bei Hörge­räten um Hörhilfen handelt. Man wird beim Hören mit Hörge­räten immer Abstriche im Vergleich zum natür­lichen Hören ohne Hörmin­derung machen müssen. 

Sobald manch sich für ein bzw. zwei Gerät(e) entschieden hat, geht es an die Bezahlung: Für sog. Kassen­hör­geräte wird lediglich eine Zuzahlung in Höhe von 10,-€ pro Hörgerät fällig. Bei den günstigen zuzah­lungs­pflichten Geräten liegen die Preise bei ein paar hundert Euro pro Hörgerät und bei den Premi­um­ge­räten bei rund 2.000,-€ pro Hörgerät. Auch nach dem Kauf sollte man den Akustiker zur Wartung und ggf. zur Anpassung der Geräte regel­mäßig aufsuchen.

Wissens­wertes zum Hörgerätekauf

Möglich­keiten Hörgerätekauf

Hörgeräte können auf verschie­denen Wegen gekauft werden:

  • Eigene Wahl eines ortsan­säs­sigen Akustikers (klassi­scher Weg)
  • Onlin­ever­mittlung eines ortsan­säs­sigen Akustikers: Die Auswahl an Akustikern beschränkt sich hier auf die Partner­a­kus­tiker der jewei­ligen Online-Plattform. Die Bezahlung der Hörgeräte erfolgt an den ortsan­säs­sigen Akustiker
  • Onlinekauf von Hörge­räten: Der Online­an­bieter vermittelt einen ortsan­säs­sigen Akustiker, der die Beratung und Anpassung der Hörgeräte übernimmt. Die Bezahlung der Hörgeräte erfolgt an den Onlineanbieter
  • Versorgung über eine HNO-Praxis: Die Anpassung der Geräte erfolgt über einen externe Akustiker, der in die Praxis kommt, nicht über den HNO-Arzt selbst.
  • Kauf gebrauchter Geräte (meist von Privat­per­sonen): Für die Anpassung muss ein ortsan­säs­siger Akustiker gefunden werden. Für die Anpassung und Wartung der Geräte fallen entspre­chende Folge­kosten an. Die Kranken­kasse beteiligt sich bei gebrauchten Geräten nicht an den Kosten.

Sowohl beim Onlinekauf wie auch bei der Versorgung über eine HNO-Praxis sollte vorab geklärt werden wie die Nachsorge geregelt ist.

Wahl Hörgeräteakustiker*in

Ein guter Hörakus­tiker ist entscheiden für eine zufrie­den­stel­lende Hörge­rä­te­ver­sorgung. Was aber macht einen guten Hörakus­tiker aus? Wichtig sind zwei Punkte:

Soziale Kompetenz: Ganz wichtig auf dem Weg zu einer optimalen Hörge­rä­te­ver­sorgung ist die Beratung durch den Akustiker. Welche Hörsi­tua­tionen sind dem Kunden wichtig. Welche Zusatz­funk­tionen werden benötigt. Man sollte sich in der Beratung niemals zu einer Entscheidung gedrängt fühlen und natürlich sollte auch das persön­liche Budget bei der Wahl der Hörgeräte berück­sichtigt werden. Kassen­hör­geräte sind heutzutage deutlich besser als ihr Ruf.

Technische Kompetenz: Auf Basis des Beratungs­ge­sprächs (siehe „Soziale Kompetenz“) ergibt sich eine Vorauswahl an möglichen Hörge­räten. Der Akustiker muss hierfür über genaue Kennt­nisse der techni­schen Daten der einzelnen Geräte verfügen. Für das Probe­tragen folgt die optimale Anpassung der Hörgeräte. Haupt­punkt ist hier natürlich zunächst die reine Einstellung der Hörgeräte auf Basis des Hörtest. Hinzu kommt ggf. die Anfer­tigung passender Ohrstücke, die sog. Otoplastiken.

Da jeder gerade den Bereich „soziale Kompetenz“ unter­schiedlich empfindet, kann somit auch keine allge­meine Empfehlung für einen bestimmten Hörakus­tiker gegeben werden. Wichtig ist letzt­endlich das eigene Bauch­gefühl. Man sollte immer das Gefühl haben, dass es sich um ein Beratungs- und nicht um ein Verkaufs­ge­spräch handelt. Falls man sich unwohl fühlt, sollte man keine Hemmungen haben einen anderen Hörakus­tiker zu testen.

Herstel­lerwahl & Preise der Hörgeräte

Grund­sätzlich kann man sagen, dass die Hörgeräte der verschie­denen Hersteller in der gleichen Preis­ka­te­gorie auf einem ähnlichen techni­schen Niveau liegen. Unter­schiede findet man in den Details, wie z.B. App-Steuerung, Akkuleistung oder Bluetooth-Verbin­dungs­mög­lich­keiten. Der Hörge­rä­te­akus­tiker erläutert im Beratungs­ge­spräch welche Geräte die gewünschten Funktionen bieten. Aller­dings muss man hierbei beachten, dass Hörakus­tiker im Normalfall nicht alle Hersteller anbieten.

Wichtig ist beim Preis aber auch zu wissen, dass es bei Hörge­räten keine Preis­bindung gibt. So kann das gleiche Hörgerät bei verschie­denen Akustikern unter­schiedlich viel kosten. Hinter­grund sind hier haupt­sächlich unter­schied­liche Einkaufs­preise, die die Hersteller den Hörge­rä­te­akus­tikern gewähren. So kann man grob sagen, dass größere Ketten häufig billigere Preise anbieten können, da sie von den Herstellern größere Mengen abnehmen. Wichtiger als der Preis ist aber wie bereits im Kapitel „Wahl Hörgeräteakustiker*in“ erwähnt die Qualität der Beratung.

Man sollte sich bei der Wahl des Hörakus­tikers niemals vom Preis leiten lassen. Was nutzt es einem nachher, wenn man beim Kauf ein paar Euro gespart hat, aber mit dem Gerät unzufrieden ist. Wenn man sich überlegt wie viele Stunden die Hörgeräte einem im Alltag begleiten, spielt der Anschaf­fungs­preis über die vielen Jahre gesehen letzt­endlich nur eine unter­ge­ordnete Rolle.

So beinhaltet der Kaufpreis neben den eigent­lichen Hörge­rä­te­kosten auch eine Pauschale für die Beratung, Anpassung und die Nachsorge der Geräte. Sollte man das Gefühl haben bei einem Akustiker besonders gut beraten zu werden, sollte diese Beratung einem auch ein paar Euro mehr wert sein. Einen viel größeren Einfluss auf den Kaufpreis haben sowieso die Hörge­rä­te­bauform und der Hörgerätetyp.

Hörge­rä­te­bau­formen

Für einen ersten Überblick werden hier unter­schied­lichen Bauformen grob vorge­stellt. Bei wem, welche Bauformen letzt­endlich möglich sind muss indivi­duell beim Hörakus­tiker geklärt werden.

Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO): HdO-Geräte werden hinter dem Ohr getragen und sind gerade bei engen Gehör­gängen oder bei hochgra­diger Schwer­hö­rigkeit das Mittel der Wahl. Aber auch aufgrund des Preises werden die HdO-Geräte bevorzugt gekauft. So sind HdO-Geräte im Vergleich zu IdO-Geräte bei gleicher Leistung im Allge­meinen günstiger.

  • HdO-Gerät mit einem ca. 2,5 mm breiten Schall­schlauch: Der Allrounder unter den Hörge­räten. Diese Geräte funktio­nieren auch bei hochgra­diger Hörmin­derung. Aller­dings sind sie optisch relativ auffällig.
  • HdO-Gerät mit einem ca. 1 mm breiten Schall­schlauch: Gerade der dünnere Schall­schlauch, sog. Slim Tube, macht die Geräte weniger auffällig als die Geräte mit 2,5 mm dickem Schall­schlauch. Aller­dings sind diese Geräte nur bei leichter Hörmin­derung im Hochton­be­reich geeignet. Zudem muss darauf geachtet werden, dass der dünne Schlauch nicht abknickt.
  • HdO-Gerät mit einem externen Lautsprecher, sog „Receiver-In-Canal“-Geräte (RIC): Dadurch dass der Lautsprecher im Gehörgang sitzt, wird bei RIC-Geräten eine bessere Klang­qua­lität im Vergleich zu den Geräten mit Schall­schlauch erreicht. Bei starker Ohrschmalz­pro­duktion sind die Geräte nicht geeignet.

In-dem-Ohr-Geräte (IdO): IdO-Geräte liegen ganz oder teilweise im Gehörgang und werden indivi­duell an den jewei­ligen Gehörgang angepasst. Vor allem für Brillen­träger sind sie im Vergleich zu den HdO-Geräte meist angenehmer zu tragen. Zudem sind gerade die kleineren Bauformen der IdO-Geräte deutlich diskreter als HdO-Geräte. Auch weisen die tief im Gehörgang liegenden Geräte ein natür­li­cheres Klangbild auf. Aller­dings sind diese Bauformen meist auch teurer als vergleichbare HdO-Geräte.

  • „In-The-Ear“-Geräte (ITE): ITE-Geräte haben die größte Bauform unter den IdO-Geräten. Hier befindet sich das Hörgerät nur teilweise im Gehörgang. Der außen­lie­gende Teil des Geräts füllt die Ohrmu­schel komplett aus.
  • „In-The-Canal“-Geräte (ITC): ITC- Geräte liegen vollständig im Gehörgang. Das Gerät schließt mit dem Gehörgang ab. Nur die Stirn­seite des Gehäuses ist von außen sichtbar.
  • „Completely-In-Canal“-Geräte (CIC): CIC- Geräte liegen tiefer im Gehörgang als ITC-Geräte. Sie sind von außen nahezu nicht sichtbar. Mittels eines Nylon­fadens können die Geräte aus dem Gehörgang gezogen werden.
  • „Invisible-In-Canal“-Geräte (IIC): IIC-Geräte sind noch einmal kleiner als CIC-Geräte und liegen zudem tiefer im Gehörgang als CIC-Geräte. Sie sind von außen nicht sichtbar. Auch sie verfügen über einen Nylon­faden, mit dem sie wieder aus dem Gehörgang gezogen werden können.
Hörge­rä­te­typen

Neben der Bauform unter­scheiden sich die Geräte auch in ihrer Leistung. Für die jeweilige Leistungs­klasse gibt es keine feste Bezeichnung und auch die Anzahl der verfüg­baren Leistungs­klassen unter­scheiden sich von Hersteller zu Hersteller. Typische Bezeichnung für die Leistungs­klassen sind z.B. Basis, Economy, Komfort, Business, High-End.

Um die Geräte unter­ein­ander dennoch vergleichen zu können sollte man sich am Preis orien­tieren. Da die Hersteller in direkter Konkurrenz zuein­ander stehen, bieten sie für den gleichen Preis auch ungefähr die gleiche Leistung an. Unter­schiede findet man innerhalb einer Leistungs­klasse vor allem in den Details. So bietet der eine Hersteller z.B. einen besseren Akku, der andere bessere Anschluss­mög­lich­keiten mittels Bluetooth und der dritte vielleicht eine bessere App zur Steuerung der Hörgeräte. Lediglich bei den sog. Kassen- oder Nulltarif-Hörge­räten gibt es einen definierten Mindeststandard.

Mindest­standard für Kassen- oder Nulltarif-Hörgeräte:

  • Digital­technik
  • 4 Kanäle
  • 3 Hörpro­gramme
  • Rückkopp­lungs­aus­lö­schung
  • Störschall­un­ter­drü­ckung

Für den Kauf eines Kassen- oder Nulltarif-Hörgeräts fällt nur die gesetz­liche Zuzahlung in Höhe von 10,- € an. Allgemein kann man sagen, dass Kassen­hör­geräte heutzutage deutlich besser als ihr Ruf sind. Bei den Hörge­räten höherer Leistungs­klassen übernimmt die Kranken­kasse einen Festbetrag. Den Rest muss man selbst zahlen.

Da sich die genauen Leistungs­merkmale der verschie­denen Leistungs­klassen mit fortschrei­tender Technik ständig verändern, werden diese hier im Detail nicht besprochen.

Ganz allgemein bieten höher­preisige Geräte:

  • mehr Kanäle
  • mehr Hörpro­gramme (teilweise werden die Hörpro­gramme automa­tisch an die aktuelle Hörsi­tuation angepasst)
  • bessere Kopplungs­mög­lich­keiten (z.B. mit dem Fernseher mittels Bluetooth)
  • besseres Sprach­ver­stehen in geräusch­voller Umgebung
  • bessere Klang­qua­lität von Musik

Welche Leistungs­klasse für einen sinnvoll ist, sollte jeder indivi­duell beim Probe­tragen für sich heraus­finden. Natürlich spielt hier auch der finan­zielle Spielraum eine wichtige Rolle.

T-Spule und Bluetooth

Gerade für Menschen mit einer mittel- bis hochgra­digen Schwer­hö­rigkeit, die ihr Hörgerät aktiv nutzen wollen, sollten Geräte mit T-Spule und Bluetooth bevorzugen.

Die T-Spule (Telefon­spule, Induk­ti­ons­spule) ist vor allem im öffent­lichen Raum wichtig. Mittels eines Magnet­felds können Signale direkt aufs Hörgerät übermittelt (induziert) werden. Der Schwer­hörige kann sein Hörgerät ganz oder teilweise auf dieses T-Spulen-Signal umschalten, wodurch störende Hinter­grund­ge­räusche minimiert werden. Bei induk­tiven Höran­lagen ist eine sog. Ringschleife in den Boden verlegt. Über die Ringschleife wird dann das Signal direkt ins Hörgerät induziert. Eine zweite Möglichkeit ist eine sog. FM-Anlage. Hier wird das Signal per Funk an ein Empfangs­gerät mit Halsring­schleife übertragen, welches sich der Schwer­hörige umhängt. Die Halsring­schleife überträgt das Signal dann per Induktion auf das Hörgerät. Im Gegensatz zur Nutzung von Kopfhörern, die man entspre­chend laut einstellt, wird hier der Sitznachbar nicht zum unfrei­wil­ligen Mithörer. Die Halsring­schleifen gibt es auch als eigen­ständige Hörhilfe mit einer 3,5mm-Klinke, so dass man sie wie normale Kopfhörer nutzen kann.

Im privaten Bereich spielt vor allem Bluetooth als herstel­ler­un­ab­hängige Übertra­gungs­technik eine wichtige Rolle. So kann man Bluetooth-fähige Hörgeräte direkt mit dem Smart­phone, dem Fernseher oder auch dem Computer koppeln. Telefonate können direkt über das Hörgerät angenommen werden. Über das Mikrofon des Hörgeräts kann man direkt antworten.

Nach dem Hörgerätekauf

Einge­wöh­nungs­phase

Wie lange die Einge­wöhnung an die Hörgeräte dauert lässt sich nicht pauschal sagen. Grob kann man aber davon ausgehen, dass die Einge­wöh­nungs­phase länger dauert, wenn:

  • die Schwer­hö­rigkeit schon lange ohne entspre­chende Behandlung bestand
  • die Schwer­hö­rigkeit recht ausge­prägt ist
  • die Hörgeräte nicht regel­mäßig getragen werden
  • die hörge­schä­digte Person schon älter ist (in diesem Fall fällt es dem Gehirn meist schwerer sich auf das verän­derte Klangbild umzustellen)

Wichtig ist sich am Anfang nicht entmu­tigen zu lassen. Je nach Schwere der Hörbe­ein­träch­tigung können Sprache und Geräusche zunächst seltsam bis unangenehm klingen. So sind bei einer Alters­schwer­hö­rigkeit ja vor allem die hohen Frequenzen von der Hörmin­derung betroffen. Mit den Hörge­räten werden diese nun plötzlich wieder wahrge­nommen. Vogel­ge­zwit­scher oder auch Kinder­ge­schrei erscheinen einem plötzlich viel zu laut. Das liegt aber nicht an falsch angepassten Hörge­räten, sondern liegt daran, dass sich das Gehirn an die durch die Hörmin­derung gedämpften Geräusche gewöhnt hat. Um hier Frustration zu vermeiden sollte man sich Schritt für Schritt an neue Hörsi­tua­tionen herantasten:

Bewusstes Hören der eigenen Stimme: Neben der Gewöhnung an den Klang der eigenen Stimme geht es zunächst auch darum wieder in „normaler“ Lautstärke zu sprechen.

Gewöhnung an Geräusche zu Hause: Mit den Hörge­räten werden plötzlich wieder viel mehr Geräusche wahrge­nommen: das Klappern von Geschirr, das Fließen des Wassers aus dem Hahn.

Sprach­ver­stehen in ruhiger Umgebung: Dies beinhaltet direkte Gespräche mit anderen Personen, aber auch das Verstehen des Fernsehers. Gerade beim Fernseher können z.B. Filme mit lauter Hinter­grund­musik am Anfang noch schwierig zu verstehen sein. Ein guter Einstieg sind hier Nachrichtensendungen.

Sprach­ver­stehen mit Hinter­grund­ge­räu­schen: Auch hier kann der Fernseher ein gutes Übungs­gerät sein. So wird in Filmen und Serien meistens kein allzu großer Wert auf ein möglichst klares Sprechen gelegt. Die Menschen sollen authen­tisch klingen und eben nicht wie ein Nachrich­ten­sprecher. Als weitere Übung kann man auch Gespräche zu Hause führen während man im Hinter­grund das Radio laufen lässt. Mit der Zeit kann man die Lautstärke des Radios immer weiter erhöhen und so die Schwie­rigkeit der Übung steigern.

Sprach­ver­stehen in kleiner Runde: Im nächsten Schritt kann man sich dann an Gesprächen mit mehreren Personen versuchen. Wobei gleich­zeitig mehrere Gespräche in der Gruppe geführt werden. Die Heraus­for­derung dieser Übung besteht nicht im Ausblenden der verschie­denen Gespräche, sondern darin im Wechsel den verschie­denen Gesprächen zu folgen.

Sprach­ver­stehen in großer Runde: Dies ist dann mit die Königs­dis­ziplin im Sprach­ver­stehen. Große Famili­en­feiern oder Veran­stal­tungen mit vielen Einzel­ge­sprächen, Hinter­grund­ge­räu­schen und meist auch einer nicht optimalen Raumakustik erschweren das Sprach­ver­stehen noch einmal deutlich.

Wichtig ist es am Anfang am Ball zu bleiben und sich bewusst neuen Hörsi­tua­tionen zu stellen. Aller­dings sollte einem auch bewusst sein, dass es sich bei Hörge­räten um Hörhilfen handelt. Gerade bei mittel- bis hochgra­diger Schwer­hö­rigkeit wird man im Vergleich zu einem „Normal­hö­renden“ immer Abstriche machen müssen.

Hörstra­tegien

Mit einer mittel- oder hochgra­digen Schwer­hö­rigkeit wird man immer wieder auf heraus­for­dernde Hörsi­tua­tionen stoßen. Mit der richtigen Hörstra­tegie kann man sich den Alltag aber deutlich erleichtern:

Schwer­hö­rigkeit offen ansprechen: Man sollte keine Hemmungen haben die eigene Schwer­hö­rigkeit offen anzusprechen, wenn man Schwie­rig­keiten hat dem Gespräch zu folgen. Es wirkt mit Sicherheit besser, wenn man zu seiner Schwer­hö­rigkeit steht, als wenn man unpas­sende Antworten gibt oder bereits Gesagtes wiederholt.

Pausen machen: Hören in schwie­rigen Hörsi­tua­tionen erfordert viel Konzen­tration. Um den Gehirn zwischen­durch eine Pause zu gönnen, sollte man sich von Zeit zu Zeit bewusst aus der belas­tenden Hörsi­tuation zurück­ziehen. Aller­dings sollte man dies nicht heimlich machen, sondern offen ansprechen: „Ich brauch mal eine kleine Pause. Mit meiner Schwer­hö­rigkeit ist das Hören hier in der lauten Umgebung auf Dauer doch etwas anstrengend.“ Ansonsten kann es passieren, dass die anderen Anwesenden das Zurück­ziehen als eine Ablehnung ihnen gegenüber deuten.

Orte bewusst wählen: Bei Situa­tionen mit lauten Hinter­grund­ge­räu­schen sollte man versuchen Gespräche etwas abseits zu führen. Bei Famili­en­festen kann dies z.B. der Balkon oder die Küche sein. In Restau­rants sollte man einen Tisch in einem Nebenraum bevor­zugen. Sollte es keine Neben­räume geben, ist es von Vorteil einen Tisch in der Nähe einer Wand zu wählen und sich mit Blick­richtung zur Wand zu setzen. Der Gesprächs­partner sollte mit dem Rücken zur Wand sitzen. Der Vorteil ist hier, dass dann keine anderen Geräusche aus der „Gesprächs­richtung“ kommen. Gerade in Kombi­nation mit dem passenden Hörpro­gramm, welches den Aufnah­me­be­reich der Hörgeräte auf einen Winkel nach vorne beschränkt, kann man sich so auch in lauter Umgebung recht gut unterhalten.

Reinigung und Wartung

Um Repara­turen zu vermeiden ist die richtige Pflege sowie eine regel­mäßige Wartung der Hörgeräte wichtig.

Für die Wartung ist der Hörakus­tiker zuständig. Wie häufig man den Hörakus­tiker hierfür aufsuchen sollte hängt unter anderem von der Hörge­rä­te­bauform ab. Der Hörakus­tiker wird einem die empfoh­lenen Wartungs­in­ter­valle beim Kauf der Geräte mitteilen.

Zu den eigenen Aufgaben jedes Hörge­rä­te­be­sitzers gehört die richtige Pflege der Hörgeräte. So sollten die Geräte möglichst täglich getrocknet werden. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten:

Trock­nungs­gerät: Im Trock­nungs­gerät werden die Hörgeräte mittels eines erwärmten Luftstroms getrocknet. Während der Trocknung müssen die Batterien bzw. die Akkus (falls möglich) entfernt werden. Die Trocknung dauert in der Regel ein bis drei Stunden. Manche Geräte arbeiten zusätzlich mit UV-C-Licht um die Geräte gleich­zeitig zu desin­fi­zieren. Für den Betrieb des Trock­nungs­geräts ist eine Steckdose notwendig.

Trocken­kapseln: Die Trocknung erfolgt hier mit spezi­ellen Trocken­kapseln, die der Luft Feuch­tigkeit entziehen. Hierfür müssen die Hörgeräte mit einer Kapsel über Nacht in eine verschlossene Box gelegt werden. Während der Trocknung müssen auch hier die Batterien bzw. die Akkus (falls möglich) entfernt werden.

Bei der Reinigung der Geräte geht es vor allem darum Ohren­schmalz zu entfernen. Die Art der Reinigung hängt von der Bauformen des Hörgeräts ab und wird einem beim Kauf vom Akustiker erläutert.

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